Der rund 6 mm lange Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis, dessen natürliches Verbreitungsgebiet Japan und große Teile Asiens umfaßt, breitet sich gegenwärtig explosionsartig und von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt in Hamburg aus. Er findet sich besonders auf blattlausbefallenen Linden und ist dort stellenweise bereits erheblich häufiger als die einheimischen Marienkäferarten. Stichproben Mitte September 2002 ergaben, daß der Käfer inzwischen nahezu das gesamte Stadtgebiet besiedelt hat - von Glinde bis Eidelstedt, von Poppenbüttel bis zur Veddel umschließt sein Verbreitungsgebiet inzwischen fast 300 Quadratkilometer. Trotz seiner sehr veränderlichen Färbung kann man den Neubürger relativ leicht erkennen: die meisten Exemplare besitzen, im Gegensatz zu dem etwa gleichgroßen einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer Coccinella septempunctata, insgesamt neunzehn schwarze Punkte auf den Flügeldecken. Auch Individuen mit fast vollständig roten oder schwarzen Flügeldecken kommen vor, diese sind jedoch stets an der typischen W-förmigen Halsschildzeichnung zu erkennen. Seine Larve unterscheidet sich von denen der einheimischen Arten auf den ersten Blick durch die hellroten Körperseiten, die schwarz-orange Puppe ist oft auf der Oberseite von Lindenblättern zu finden.
Die Folgen für die einheimische Fauna sind gegenwärtig noch nicht abzusehen, es steht jedoch zu befürchten, daß der Asiatische Marienkäfer von Hamburg aus ganz Mitteleuropa besiedeln und dabei die einheimischen Marienkäferarten zurückdrängen wird. So ist es bereits in den USA geschehen - dort wurde das Tier vor 20 Jahren zur Blattlausbekämpfung importiert, geriet außer Kontrolle und hat sich inzwischen über das gesamte Land verbreitet. In Ermangelung von Felswänden, an denen die Käfer in ihren Heimatländern in großen Versammlungen überwintern, finden sie sich im Herbst zu Hunderten an Wohnhäusern und Mauern ein - so daß man den Käfer in Amerika inzwischen als halloween beetle bezeichnet. Wie die ersten Tiere nach Hamburg gelangen konnten ist zur Zeit noch völlig unklar - zwar ist das Aussetzen faunenfremder Arten in Deutschland streng verboten, doch können Zuchtstämme des Asiatischen Marienkäfers über ausländische Schädlingsbekämpfungsfirmen weitgehend unkontrolliert importiert werden. Es ist daher leider nicht auszuschließen, daß ein gutmeinender Garten- oder Gewächshausbesitzer zur Bekämpfung seiner Blattläuse mit den fremdländischen Marienkäfern herumexperimentiert hat. |